Natur schützen – Klarwein ist dabei!

Wir haben das Gefühl, unsere Erde wird immer kleiner. Deswegen wird es immer wichtiger, auch an den Lebensraum unserer Mitbewohner zu denken. Nicht nur der zweibeinigen, sondern auch aller anderen. Dabei spielen vor allem die Bienen eine maßgebliche Rolle, sind sie doch dafür verantwortlich, dass es auf den Wiesen und Feldern blüht und gedeiht. Leider wird der natürliche Lebensraum der Bienen und vieler anderer Arten immer kleiner.

Wir unterstützen deshalb die Initiative „Blühpatenschaft“ gleich in unserer Nachbarschaft, die die Blühflächen zur Verfügung stellt. Hier gibt’s mehr Informationen dazu >>

Für eine nachhaltige Lebensweise und zum Schutz der Arten.

325 Paten für den Arten­schutz

Der letzte Blühpate fürs erste Feld: Unternehmer Andreas Klarwein (r.) hat das letzte Stück ergattert, das Roland Koböck, seine Lebensgefährtin Anni Friedl und Dr. Helene Falk (v.l.) vom Bund Naturschutz unweit von Unterbrunn auf die Beine gestellt haben. Foto: Stefan Schuhbauer-von Jena

Unterbrunn – Die Abendsonne leuchtet über kornblumenblauer Natternzunge, roter Lichtnelke und weißen Margeriten auf dem Blühpatenschaft-Feld der Unterbrunner Landwirtsfamilie Koböck. Der Acker liegt versteckt neben der Straße von Unterbrunn nach Weßling – und ist ein großes Erfolgsprojekt. Recycling-Unternehmer Andreas Klarwein hat soeben die letzte freie Fläche als Blühpate übernommen. Doch es gibt noch weitere Chancen, das gemeinsame Projekt mit dem Bund Naturschutz zu unterstützen: Auch die eher unscheinbare Ackerwildkrautfläche nebenan harrt noch ihrer Blühpaten, sagt Annika Friedl, die Lebenspartnerin von Landwirt Roland Koböck.

Nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ sei so mancher konventionelle Landwirt ins Grübeln gekommen, sagt Dr. Helene Falk beim Ortstermin in der Nähe des Koböckschen Gut Mitterwies. Die Biologin und Kreisgruppen-Geschäftsführerin des Bund Naturschutz beriet deshalb die Landwirtsfamilie, die Hafer und Dinkel anbaut, beim Ansäen ihres Blühpatenschaft-Feldes und der angrenzenden Ackerwildkrautfläche. Im vorigen Frühjahr startete das gemeinsame Projekt zur Förderung der Artenvielfalt und stieß sofort auf großes Medien-Echo (wir berichteten). Sogar ein Kamera-Team des ZDF drehte im Sommer 2019 vor Ort.

Blassrosafarbenes Taubenkropf-Leimkraut, Margeriten, feuerroter Klatschmohn, Lichtnelken und Natternzungen blühen gerade auf dem vorderen Feld, erklärt Falk. Die angesäten Pflanzen auf dem breiten Blühstreifen bieten „genügend Deckung“ für Feldlerche, Rebhühner oder Stieglitze. Auch Insekten wie Wildbienen, um die sich ein Imker kümmert, Mücken, Schmetterlinge seien wieder da, ebenso äsende Rehe. Weil auf den angrenzenden Feldern konventionell angebaut und gespritzt wird, müsse der Blühstreifen aber „mindestens sechs Meter breit sein“, betont die Naturschützerin. Der Koböcksche ist fast 50 Meter breit, sagt Annika Friedl, die das Projekt in sozialen Medien begleitet.

Die Tafel mit den Blühpatenschaften fürs vordere Feld ist schon gefüllt. Andreas Klarwein aus Oberpfaffenhofen hat gerade die letzten 300 Quadratmeter ergattert, denn: „Mir ist die Natur sehr wichtig.“ Für die 2,5 Hektar große Ackerwildkrautfläche suchen Annika Friedl und Roland Koböck noch Paten. Ackerrittersporn und Kornblumen blühen dort gerade. „Das ist was ganz Besonderes“, schwärmt Helene Falk vom seltenen Frauenspiegel mit den zarten violetten Blüten. Weil die Fläche mit den Ackerkräutern in lockeren Reihen angesät ist, haben auch Vögel genügend Platz zum Nisten. Insekten, Schwebfliegen und Käfer finden ebenfalls Unterschlupf. Ein großes Problem ist dort allerdings das ellenlange Klettenlabkraut, das sich ausbreitet, erzählt Friedl – und zeigt dabei ihren zerschundenen Unterarm. Wegen der Vögel müsse sie das Unkraut nämlich händisch rausrupfen.

325 Blühpatenschaften haben die Koböcks bereits vergeben, zieht Friedl nach einem Jahr Bilanz. 13 200 Quadratmeter sind noch frei. Gefördert wird der ausgefallene Ernteertrag zugunsten der Blühflächen nur zur Hälfte, erklärt Falk. Gerade in Corona-Zeiten „ist das Interesse der Menschen an der Natur sehr groß“, sagt Friedl aus Erfahrung. „Die Paten kommen von der Stadt zu uns aufs Land und wollen sehen, was gerade blüht.“
Der Spaziergang mit Wildkrautexperte Ralf Rauber vom Bund Naturschutz Bad Tölz am kommenden Sonntag war daher im Nu ausgebucht. Wegen der Corona-Abstandsregeln dürfen nur 25 Personen teilnehmen.

Wer selbst das Ackerwildkraut-Projekt zur Artenvielfalt unterstützen möchte, wendet sich direkt an Landwirt Roland Koböck unter z 0172 / 9 07 87 23. Im Internet finden Interessierte mehr über das Projekt unter www.bluehpatenschaft-muenchen.de/ackerwildkrautpatenschaft.

Starnberger Merkur vom 27.06.2020, Seite 35